HEINZ DRACHE
(1923 – 2002)

Heinz Drache wurde am 9. Februar 1923 in Essen geboren. Nachdem er als Statist im Essener Theater arbeitete, wurde er bei Kriegsausbruch als Soldat in Nürnberg stationiert.
Dort sollte er als Flieger ausgebildet werden, sprach aber kurzerhand beim Intendanten des Nürnberger Schauspielhauses vor und wurde trotz seiner Einberufung engagiert. Dort erwies er sich als fähiges Nachwuchstalent und wurde weitestgehend vom Militärdienst befreit.
"Ich durfte sogar ohne Uniform in die Öffentlichkeit, was damals für einen Soldaten eigentlich absolut tabu war." (1)
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Drache seine Laufbahn als Schauspieler fort, ging nach Berlin und spielte unter anderem am Deutschen Theater unter Wolfgang Langhoff.
Durch eine Rolle in Schillers „DIE RÄUBER“ im Berliner Künstlerklub 'Die Möwe' wurde er von Gustaf Gründgens entdeckt, der ihn für seine Inszenierung des Stücks „DER SCHATTEN“ engagiert.
„Den größten künstlerischen Erfolg hatte Drache gleich zu Beginn seiner Karriere am Deutschen Theater in Berlin, wo er vor über 50 Jahren im "Schatten" von Jewgeni Schwarz spielte." (2)
Nach seiner Uraufführung im Jahr 1947, entwickelte sich das Stück zum bis dahin größten Berliner Theatererfolg nach dem Kriege und war für Drache der endgültige Durchbruch als Bühnenschauspieler.
In den folgenden Jahren gehörte Drache neben Elisabeth Flickenschildt, Käthe Gold, Gustav Knuth und Marianne Hoppe zum festen Ensemble Gründgens.
Gegen Mitte der 50er arbeitet er als Freischaffender Schauspieler im Berliner Schillertheater oder im Wiener Theater in der Josephstadt.
"Ich spielte schon am Theater fast nur Hauptrollen, so dass ich beim Film eigentlich auch keine Nebenrollen angeboten bekam." (3)
1954 gab er mit dem Farbfilm „EINMAHL KEHR' ICH WIEDER“ sein Kinodebüt.
"Das war kein besonderer Film. Ich lernte bei den Dreharbeiten aber die faszinierende Elma Karlowa kennen, die ich mit nach Deutschland nahm, wo sie dann ja auch Karriere machte." (4)
Es folgen meist Hauptrollen in verschiedensten, für die damalige Zeit typischen Unterhaltungsfilmen.
Zur gleichen Zeit hatte Drache zahlreiche Auftritte beim Fernsehen, wo er vor allem in der Rolle des Studenten Jonval in dem Fernsehspiel „IM SECHSTEN STOCK“ einem breiteren Publikum bekannt wurde.
Das Stück erwies sich als so erfolgreich, dass es gleich mehrmals mit zum Teil unterschiedlicher Besetzung wiederholt wurde.
"Zur Anfangszeit des Fernsehens gab es noch keine Aufzeichnungen. Alles wurde 'live' vor dem Fernsehpublikum gespielt, auch wenn es wiederholt wurde." (5)
Danach folgten Filme wie „DIE STRASSE“, „MADELEINE TEL. 13 62 11“ (beide 1958) oder „MIT 17 WEINT MAN NICHT“ (1960).

1960 erhielt er die Rolle des Detektiv Michael Brixan im Edgar Wallace-Film „DER RÄCHER“, den Kurt Ulrich im Fahrwasser der ersten Wallace - Rialto- Produktionen herstellte.
"Niemand dachte daran, dass ich später Auftritte in weiteren Edgar Wallace-Filmen bekommen würde." (6)
1962 spielte Heinz Drache die Rolle des Inspektor Yates in dem Francis Durbridge-Mehrteiler„DAS HALSTUCH“, der sich als enormer Publikumserfolg erwies und Drache bundesweit und über Nacht bekannt machte.
"Nach dem Erfolg des 'Halstuchs' sollte ich ganz unvorbereitet ein Interview geben. Der Journalist fragte mich nach allen möglichen Details, die in der Geschichte vorkamen und die Zuschauer nur vom Täter ablenken sollten.
Ich sagte immer: 'Ich weiß nicht, was mit den Zigaretten oder der Unterwäsche von dem oder der sein soll'.
Nach einiger Zeit kamen wir dann auf die Idee, uns zu jeder Sache eine richtige Geschichte einfallen zu lassen. Die Zuschauer dachten damals wirklich, dass das eine komplett durchdachte Kriminalgeschichte war." (7)
Nach „DAS HALSTUCH“ bekam Heinz Drache einen Vertrag des Constantin-Filmverleihs, der zahlreiche Kriminal- und Abenteuerfilme vertrieb.
Schon im selben Jahr spielte er die Rolle des Inspektor Dick Martin in der EDGAR WALLACE – Verfilmung „DIE TÜR MIT DEN SIEBEN SCHLÖSSERN“.
Scotland Yard-Chef Sir John ist ratlos. Innerhalb kürzester Zeit werden zwei auf den ersten Blick nicht in Zusammenhang stehende Personen ermordet.
Bei beiden findet die Polizei jedoch jeweils einen geheimnisvollen Schlüssel - beide identisch. Inspektor Dick Martin und sein Assistent Holmes übernehmen die Ermittlungen und kommen erst weiter, als der eigenartige Ganove Pheeny aufkreuzt und behauptet, er kenne die Tür zu denen die Schlüssel passen.
Als Pheeny kurz darauf umgebracht wird, bleibt Martin lediglich die Zeichnung eines Familienwappens, die Pheeny ihm hinterlassen hat.
In weiteren sieben Filmen der EDGAR WALLACE-Reihe mimte Heinz Drache meist den Kommissar. Mit seiner lässig-forschen Spielart erwies er sich als Pendant zu dem smarten Joachim Fuchsberger.
Am überzeugendsten waren seine Auftritte in den Wallace -Produktionen wie „DER ZINKER“, „DAS INDISCHE TUCH“, „DER HEXER“ oder „NEUES VOM HEXER“.
"Alfred Vohrer war sicher kein Genie, aber er verstand es ausgezeichnet spannende Krimis mit hervorragender Präzision zu drehen.
Auch das restliche Drehteam war angenehm und nach dem HEXER-Erfolg gab es ein großes Fest mit allen Darstellern. Wir haben sogar Statisten als englische Bobbies für den Empfang der Gäste engagiert." (8)
In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre war der Zenit der Krimiwelle in Deutschland allerdings überschritten und Drache war vorwiegend in Abenteuer – und Actionfilmen wie
„DER SCHWARZE PANTHER VON RATANA“
Der riesige Rubin auf der Stirn einer Buddha-Statue in einem thailändischen Kloster wurde einst unter mysteriösen Umständen gestohlen. Von der Beute fehlt seither jede Spur.
Larry Finch, einer der Diebe, arbeitet mittlerweile als Sprengmeister in der Zinnmine von Ratana. Tschang, Chef der Mine, wird eines Tages von einem schwarzen Panther angefallen und getötet.
Tschangs Nachfolger Jack Roller will die Mine nach dem Tod seines einstigen Kompagnons verkaufen. Der Chefingenieur der Anglo-Thai-Company Richard Paddberg soll im Auftrag seiner Firma ein mineralogisches Gutachten über die Mine erstellen.
Dabei lernt er nicht nur die reizende Ärztin Dr. Marina Keller kennen, er stellt auch einige unfassbare Zusammenhänge der mysteriösen Ereignisse fest...

„EIN SARG AUS HONGKONG“
Der Londoner Privatdetektiv Nelson Ryan findet zusammen mit seinem Assistenten Bob Tooly eine tote Chinesin in seiner Wohnung. Von deren Schwiegervater erfahren die beiden, dass es sich dabei um eine gewisse Jo Ann Jefferson handelt, deren Mann George in Hongkong bei einem Autounfall ums Leben kam. Im Auftrag des Vaters soll Nelson Ryan den Tod von George rekonstruieren. Für Ryan und Tooly beginnt eine abenteuerliche Reise in das ferne Hongkong...

oder „DIE SIEBEN MASKEN DES JUDOKA“
Die Verbrecherorganisation "Schwarzer Drache" versucht mittels Atombomben die Weltherrschaft zu erlangen. CIA-Mann Finn und Judomeister Marc geraten bei Ermittlungen auf einer Insel im Chinesischen Meer in die Gefangenschaft der skrupellosen Bande. Gelingt es ihnen dennoch, die geplante Bombardierung Tokios zu verhindern?
zu sehen.

1968 hatte er in der Wallace - Verfilmung „DER HUND VON BLACKWOOD CASTLE“ seinen letzten Kinoauftritt.
Als der Schlossherr von Blackwood Castle, Kapitän Wilson, stirbt, interessieren sich neben seiner attraktiven Tochter Jane auch noch zahlreiche finstere Gestalten für das heruntergekommene Schloss. Leider werden die Interessenten von einem unheimlichen, mit Giftzähnen bestückten, Hund getötet.
Sir John kümmert sich persönlich um die Todesfälle, da er ein alter Bekannter von Agathy Beverton ist, die mit ihrem Mann Lord Henry Beverton in der Nähe von Blackwood Castle einen Gasthof betreibt.
Dort ist auch der eigenartige Humphrey Connery (Heinz Drache) eingekehrt, der offensichtlich mehr weiß als er zugibt. Während Sir John im Dunkeln tappt, soll Jane bei Rechtsanwalt Robert Jackson einen bereits vorgefertigten Vertrag zum Verkauf des Schlosses unterschreiben.
Durch Zufall erfährt sie, dass sich in den alten Gemäuern offensichtlich die ergaunerten Reichtümer des Kapitän befinden. Aber auch die ehemalige Besatzung Wilsons will ihren Anteil...

"Mein Vertrag bei Constantin war ausgelaufen, so dass ich mich wieder ganz auf das Theater konzentrieren konnte.
Das Filmen habe ich ja nie so richtig ernst genommen, aber allein vom Theater hätte ich meine Familie sicher nicht so gut ernähren können." (9)
Drache spielte danach weiterhin Theater bis er sich in den 1990er Jahren auch von der Bühne zurückzog.
Neben seiner Theaterarbeit nahm Heinz Drache auch die Gelegenheit wahr, in den Fernsehserien „DER ALTE“ und „DERRICK“ als Gaststar aufzutreten.
Ab 1985 spielte Drache mit „TOD MACHT ERFINDERISCH“ zum ersten Mal den Kommissar BÜLOW in der Serie „TATORT“. Doch aufgrund mangelhafter Drehbücher endete die Zusammenarbeit mit ARD 1989 mit der Tatort-Folge „ALLES THEATER“ .
"Zuletzt wollte man, dass ich für den ausgefallenen Harald Juhnke die Regie übernehme. Aber schon bei der Probe merkte ich, dass die Schauspieler nicht richtig spielen konnten und auch nicht bereit waren, sich ein paar Tipps geben zu lassen. Dann habe ich die Sache aufgegeben." (10)
Obwohl er sich auf dem Bildschirm in den letzten Jahren eher rar machte, übernahm Drache Gastrollen im ZDF-Mehrteiler „STURMZEIT“ (1999) und in der Krimi-Serien wie „DER ALTE“ (1977), „DERRICK“ (1979) und „SOKO 5113“ (2000).
Zuletzt wirkte er in der ersten Folge der ARD-Serie „ADELSROMANZEN“ (2001) mit.
Als Synchronsprecher lieh Heinz Drache schon seit Anfang der 50er Jahre Richard Widmark, Glenn Ford, Laurence Harvey, Frank Sinatra, Kirk Douglas, Christopher Lee u. a. seine markante, sonore Stimme.
Seit 1957 war er mit seiner Frau Rosemarie verheiratet und war Vater von drei Kindern.
Heinz Drache erlag am 4. April 2002 seinem längeren Lungenkrebsleiden in einem Berliner Krankenhaus und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Berliner Friedhof Dahlem-Dorf.
"Besonders stolz aber war der Darsteller auf die Höhepunkte in seiner Theaterkarriere mit einem breiten Rollenspektrum vom "sympathischen Lumpen" über den bösen Intriganten bis zum strahlenden Helden.
Dazu gehörten der Riccault in Lessings "Minna von Barnhelm", der Verteidiger in der "Meuterei auf der Caine", die Titelfigur in "Monsieur Ornifle" oder die Komödie "Hokuspokus" von Curt Goetz, in der er allein 700 Mal bei Tourneen auf der Bühne stand.
Den größten künstlerischen Erfolg hatte Drache gleich zu Beginn seiner Karriere am Deutschen Theater in Berlin, wo er vor über 50 Jahren im "Schatten" von Jewgeni Schwarz spielte." (11)
(1) Heinz Drache
(2) Rheinische Post
(3) Heinz Drache
(4) Heinz Drache
(5) Heinz Drache
(6) Heinz Drache
(7) Heinz Drache
(8) Heinz Drache
(9) Heinz Drache
(10) Heinz Drache
(11) Rheinische Post
© 2007 by Ingo Löchlel
Bilder: Archiv des Autors
FILMOGRAPHIE
1. Einmal kehr' ich wieder... Dalmatinische Hochzeit (1953)
2. Bei Dir war es immer so schön (1954)
3. Im sechsten Stock (1954) (TV)
4. Die letzte Nacht der Titanic (1955) (TV)
5. Spion für Deutschland (1956)
6. Kein Auskommen mit dem Einkommen (1957)
7. Der Tod auf dem Rummelplatz (1958) (TV)
8. Gefährdete Mädchen (1958)
9. Madeleine Tel. 13 62 11 (1958)
10. Die Straße (1958)
11. Die Beklagte (1958) (TV)
12. Bei Anruf - Mord (1959) (TV)
13. Der Rest ist Schweigen (1959)
14. Mit 17 weint man nicht (1960)
15. Die Frau am dunklen Fenster(1960)
16. Der Rächer (1960)
17. Unseliger Sommer (1961) (TV)
18. Die Tür mit den 7 Schlössern (1962)
19. Ipnosi/ Nur tote Zeugen schweigen (1962)
20. Der schwarze Panther von Ratana (1963)
21. Der Zinkerc(1963)
22. Das indische Tuch (1963)
23. Coast of Skeletons/ Sanders und das Schiff des Todes (1963)
24. Das Wirtshaus von Dartmoor (1964)
25. Der Hexer (1964)
26. Ein Sarg aus Hongkong (1964)
27. Schüsse im Dreivierteltakt (1965)
28. Neues vom Hexer (1965)
29. Circus of Fear/ Das Rätsel des silbernen Dreieck (1966)
30. The Brides of Fu Manchu/Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (1966)
31. Die Zeugin aus der Hölle (1967)
32. Casse-tête chinois pour le judoka/ Die sieben Masken des Judoka (1967)
33. Der Snob (1968) (TV)
34. Der Hund von Blackwood Castle (1968)
35. Sandy the Seal (1969)
36. Schöne Geschichten (1981) (TV)
37. Tatort: Tod macht erfinderisch (1985) (TV)
38. Tatort: Die kleine Kanaille (1985) (TV)
39. Tatort: Tödliche Blende (1986) (TV)
40. Tatort: Schuldlos schuldig (1987) (TV)
41. Tatort: Keine Tricks, Herr Bülow (1988) (TV)
42. Tatort: Alles Theater (1989) (TV)
43. Höchste Eisenbahn (1987) (TV)
44. Jenseits des Regenbogens (2001) (TV)
45. Die Kristallprinzessin (2002) (TV)
FERNSEHEN
1. Halstuch, Das" (1962) (mini) TV mini-series .... Kriminalinspektor Yates
2. Intercontinental-Express (1965) TV-Serie
3. Der Alte (1 Folge, 1977)
4. Derrick (1 Folge, 1979)
5. Tatort (als Hauptkommissar Bülow, 6 Folgen, 1985-1989)
6. Sturmzeit (1999) TV-Serie
7. SOKO 5113 (1 Folge, 2000)
8. Adelsromanzen (1 Folge, 2001)