RUTH LEUWERIK
1938 zog die Familie Leeuwerik nach Münster, wo Ruth die Freiherr-vom-Stein- Schule besuchte. Nach einem Greta Garbo – Film keimte in der zehnjährigen Ruth der Wunsch auf, Schauspielerin zu werden. Dieser Wunsch nahm schließlich mit 15 Gestalt an. Doch ihre Eltern rieten ihr erst einmal für ein Jahr die Handelsschule zu besuchen und dann weiter zu sehen. „Wenn überhaupt Theater, dann mit solider Grundlage, erklärte Vater und bestand auf dem Besuch der Handelsschule. Nur wenn ich mich damit einverstanden erklärte, würde er mir später die schauspielerische Ausbildung gestatten. Nach erfolgreichem Abschluss der Handelsschule, fuhr Ruth Leuwerik nach Berlin und sprach beim Leiter der Berliner Schauspielschule vor. Doch dessen Urteil war vernichtend. „Sie sind doch noch so jung. Außerdem muss ich Ihnen sagen, dass sie einen S-Fehler haben. Und während der augenblicklichen Umstände können wir auch nur ganz vereinzelte Neuaufnahmen vornehmen.“ (2) Leuwerik fuhr zurück nach Münster und nahm dort privaten Schauspielunterricht. Um dem Arbeitsdienst während des Zweiten Weltkrieges zu entkommen, nahm sie eine Stellung als Sekretärin bei Herrn Breider, dem Verkehrdirektor von Münster, an. „Mit meinen Chef habe ich ein unglaubliches Glück gehabt, und ich bin ihm heute noch dankbar. Er war nämlich Gott sei Dank ein sehr musischer Mensch und zeigte volles Verständnis für mich junges Menschenkind. Ich konnte meinen dramatischen Unterricht weiternehmen, der mir vielleicht mehr genützt hat als der Besuch einer Schauspielschule.“ (3) Ihre ersten Engagements bekam sie danach beim Westfälischen Landestheater Paderborn und den Städtischen Bühnen Münster. „Ich weiß heute noch, dass ich 50 Bewerbungen an ebenso viele Bühnen geschrieben habe, um ein Engagement als Anfängerin zu finden.“ (4)
„Mein Entschluss stand 1947 fest. Ich musste versuchen aus Münster herauszukommen, um in meiner Entwicklung nicht stehen zu bleiben. Also quetschte ich mich in überfüllte Züge und reiste die deutschen Land ab, um vorzusprechen. In Bremen lernte Ruth Leuwerik ihren ersten Mann, den Schauspieler Herbert Fleischmann, kennen mit dem sie aber nur drei Jahre verheiratet war. „In Bremen fiel mir nämlich als erstes ein junger Mann am schwarzen Brett auf, ein Schauspieler des Theaters. Wir verliebten uns ineinander und heirateten sehr schnell. Diese Ehe hielt aber nur drei Jahre. Wir sind in aller Freundschaft auseinandergegangen.“ (6) „Nach einem Jahr, das recht erfolgreich für mich war, versuchte ich nach Lübeck überzuwechseln, da wir in Bremen einen neuen Intendanten bekommen sollten.
„Wieder taten sich unendliche Schwierigkeiten auf, denn ich wollte mitten in der Spielzeit weggehen. Ich musste schon wieder versuchen einen auf gütlichem Wegen zu brechen. Der Ärger, der nun losging, stellte alles bisher Gewesene in den Schatten. Der Lübecker Intendant spuckte Gift und Galle. Er dachte überhaupt nicht daran mich freizugeben. An einem spielfreien Tag fuhr ich nach Hamburg, um Kriegsrat zu halten. Ihre erste Rolle unter dem Intendanten Lippert war in Weisenborns „BALLADE VOM EULENSPIELGEL, FEDERLE UND DER DICKEN POPANNE“, der ihr den endgültigen Durchbruch am Theater verschaffte. „Und ganz am Rande ergab sich dabei eine für meine äußere Erscheinung sehr wichtige Neuerung. Weisenborn sagte nämlich zu mir: ‚Bitte lassen Sie Ihre Haare ganz kurz schneiden’. 1950 gab sie in „13 UNTER EINEM HUT“ ihr Filmdebüt. „Die Filmarbeit gefiel mir großartig, es gab so viel neues, was ich noch gar nicht kannte. Mein Eindruck von Filmregisseuren fiel allerdings schon schlechter aus. Ich glaube, dass es die Hauptaufgabe eines Filmregisseurs sei, mit der Stoppuhr dazusitzen und Sekunden einzusparen.“ (10) In der Spielzeit 1950/51 trat sie im Stück „INTERMEZZO“ von Jean Giraudoux am Hebbel-Theater in Berlin auf. Kurz danach wurde sie Dieter Borsche vorgestellt, wodurch sie 1952 die Hauptrolle in der Komödie „VATER BRAUCHT EINE FRAU“ erhielt. Nach diesem Kinohit folgten die Filme „DIE GROßE VERSUCHUNG“ (1952), „EIN HERZ SPIELT FALSCH“ (1953), wo sie zum ersten Mal mit O. W. Fischer zusammenspielte, „MUSS MAN SICH GLEICH SCHEIDEN LASSEN?“ (1953) sowie „KÖNIGLICHE HOHEIT“ (1953)
1953 erhielt Ruth Leuwerik den BAMBI. Ein Jahr später folgte das FILMBAND IN SILBER als BESTE HAUPTDARSTELLERIN für ihre Rolle in „GELIEBTES LEBEN“. Mit „BILDNIS EINER UNBEKANNTEN“ (1954) und „LUDWIG II – GLANZ UND ENDE EINES KÖNIGS“ (1955) folgten zwei weitere Filme mit O. W. Fischer. "Ach ja, die Geschichte mit dem Traumpaar! Selbst eine Romanze mit O.W. Fischer hat man mir angedichtet, die es nie gegeben hat." (11) Nach „GELIEBTE FEINDIN“ (1955), „ROSEN IM HERBST“ (1955) und „DIE GOLDENE BRÜCKE“ folgte ihr Kino – Hit „DIE TRAPP – FAMILIE“ (1956) Dem verwitweten Baron Trapp fällt es zunehmend schwerer, sich um seine sieben Kinder zu kümmern. Als Unterstützung bekommt er von einem benachbarten Kloster die Novizin Maria zugeteilt. Mit ihrer warmherzigen Art gewinnt Maria jedoch nicht nur die Zuneigung der Rasselbande, sondern auch die des Barons. „Ich zog mir eine furchtbare Schminkvergiftung zu, so dass wir sogar die Dreharbeiten vorübergehend unterbrechen mussten. Als Nonne musste ich nämlich eine sehr helle, fast kalkweiße Schminke auf der Haut tragen.
„An einem Mittwoch war in Nürnberg Premiere der ‚Trapp-Familie’. Ich bin heute noch fassungslos über die Begeisterung der Menschen. Die ‚Trapp-Familie’ war es übrigens auch, die mir den ersten durchschlagenden Auslandserfolg gebracht hat.“ (13)
1806. Die preußische Königin Luise feiert auf Schloss Paretz ihren 30. Geburtstag im Familienkreise. Unter den vielen Geschenken befindet sich auch eine kostbare Robe, die Napoleon übersandt hat. „Merkwürdigerweise scheine ich immer mit denjenigen Stoffen den größten Erfolg zu haben, bei denen ich zunächst zögere. Denn auch meinen nächsten Film ‚Königin Luise’ übernahm ich nicht sofort, vielmehr reifte mein Entschluss dazu erst in einer Berliner Klinik, wo ich die Schminkvergiftung endgültig auskurierte.“ (14)
„AUF WIEDERSEHEN FRANZISKA“ (1957), Franziska verliebt sich in den vielbeschäftigten Wochenschaureporter Stefan, der ständig in der Welt herumjagt. „Er war der erste Film, den ich in Berlin drehte. Bis auf diesen entstanden alle meine Filme in München, nur ‚Geliebtes Leben’ und ‚Königliche Hoheit’ in Göttingen. Ich habe sehr gern in Berlin gearbeitet und auch während der vier Monate Drehzeit gelebt.“ (15) „IMMER WENN DER TAG BEGINNT“ „Dieser Film macht auch gar kein Geheimnis daraus, dass er keineswegs ein Alltagsthema behandelt. Gerade durch die Nichtalltäglichkeit ihrer Lehrmethoden scheint Hanna Burckhardt (Ruth Leuwerik) den Schulbehörden so verdächtig, dass man ihre Entlassung erwägt. sowie mit „TAIGA“, ein weiterer Hit an den Kinokassen. Ein Gefangenenlager in der sibirischen Taiga. Etwa 300 Männer, krank und ausgemergelt, müssen im eisigen Winter den Wald, der ihr Lager umgibt, roden. Als sie abends ins Lager kommen, finden sie eine neue Gefangene vor, die Ärztin Hanna Dietrich, die den schwer erkrankten bisherigen Arzt ablösen soll. Für ihre Rolle in „TAIGA“ erhielt Ruth Leuwerik 1958 den „GOLDEN GATE AWARD“ der „Internationalen Filmfestspiel in San Francisco sowie den „PREIS DER VERTRIEBENEN“ des Bundes der Heimatvertriebenen. Im selben Jahr gelang ihr mit „DIE TRAPP – FAMILIE IN AMERIKA“ ein weiterer Hit an den Kinokassen. 1959 erhielt sie den Bambi als beliebteste deutsche Schauspielerin. Im selben Jahr folgten die Filme „DOROTHEA ANGERMANN“ (1959), „DIE IDEALE FRAU“ (1959) sowie „EIN TAG, DER NIE ZU ENDE GEHT“ (1959). Es folgte im selben Jahr auch der „BRAVO OTTO“ in GOLD als beliebteste Schauspielerin. 1960, 1961 und 1962 folgten drei weitere BAMBIS als beliebteste Schauspielerin. 1961 und 1962 bekam sie von der Zeitschrift BRAVO auch den „BRAVO OTTO“ in „GOLD“ als beliebteste Schauspielerin verliehen. „Zum drittenmal bekam ‚die Dame mit dem bezaubernden Lächeln’ von ihrem Fans schwarz auf weiß bestätigt, wie beliebt sie ist. Zum drittenmal hat sie den Großen Otto in Gold als beliebteste Filmschauspielerin gewonnnen.“ (17) Nach den Filmen „LIEBLING DER GÖTTER“ (1960), „DIE STUNDE, DIE DU GLÜCKLICH BIST“ (1961), „DIE ROTE“ (1962) Die junge Franziska Lucas hat beschlossen auszusteigen: Sie lässt ihre bürgerliche Existenz, ihre oberflächliche Ehe und ihre Liebesaffäre hinter sich und geht nach Venedig. sowie „ELF JAHRE UND EIN TAG“ Die Ehe des Salzburger Rechtsanwalts Karl Rodenbach befindet sich in der Krise. Seine Frau Tina sucht Abwechslung bei dem charmanten Schriftsteller und Playboy Tony Cameron. Da geschieht ein tödlicher Autounfall: Der Fahrer eines Jaguars fährt einen Mann an und flüchtet. Rodenbach glaubt zuerst, Cameron sei der Unfallverursacher, aber dann erfährt er, dass Tina an jenem Tag Camerons Wagen gefahren und außerdem ein Verhältnis mit ihm hat.
Das Leben des hochanständigen Professors Traugott Hermann Nägler, der mit seiner Frau und zwölf Kindern ein bürgerliches Kleinstadtleben führt, gerät gehörig durcheinander, als das Testament seiner in Südamerika verschiedenen Schwester eröffnet wird.
Als ein Fernlaster naht, tragen Unbekannte einen Mann auf die Fahrbahn, so dass dieser von dem Fahrzeug überrollt wird. Der Untersuchungsrichter glaubt dem leicht angetrunkenen Fahrer nicht. und den beiden Fernsehfilmen „HEDDA GABLER“ (1963) und „NINOTSCHKA“ (1965) zog sich Ruth Leuwerik langsam aus dem Filmgeschäft zurück. „Ich brenne nicht darauf, um jeden Preis zu spielen." (18)
Seit 1969 ist sie mir Dr. Heinz Purper verheiratet mit dem sie bis heute zusammenlebt. Erst 1970 drehte sie mit „DAS WEITE LAND“ einen weiteren TV – Film. Ein Jahr später folgte eine Rolle in dem Film „UND JIMMY GING ZUM REGENBOGEN“ (1971). Danach wurde es wieder stiller um die Ruth Leuwerik. 1974 gab sie in „DER SEGELBOOTMORD“ , einer Folge der Serie „DER KOMMISSAR“ ihr TV – Serien – Debüt. Drei Jahre später war Ruth Leuwerik in „UNORDNUNG UND FRÜHES LEID“ in ihrer letzten Filmrolle zu sehen. 1978 folgte ihr Gastauftritt in „EIN HINTERHALT“, einer Folge der Serie „DERRICK“ . Ein Jahr später war sie als Konsulin in der TV – Mini - Serie "DIE BUDDENBROOKS" zu sehen. 1983 hatte sie in „DER TÄTER SCHICKTE BLUMEN“, einer Folge der Serie „DERRICK“ , ihren letzten TV – Auftritt. Danach zog sich Ruth Leuwerik endgültig aus dem Film – und Fernsehgeschäft zurück. "Ein glückliches Privatleben ist wichtiger als vergänglicher Ruhm" (19)
© 2008 by Ingo Löchel Bilder: Archiv des Autors
FILMOGRAPHIE 1. Dreizehn unter einem Hut (1950)
FERNSEHEN 1. Der Kommissar (1 Folge, 1974) |
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