HANSJÖRG FELMY
(1931 – 2007)

Hans-Jörg Hellmuth Felmy wurde am 31. Januar 1931 als Sohn von Hellmuth Felmy und dessen Frau Helene, geb. Boettcher, in Berlin geboren.
Felmy wuchs in Braunschweig auf. Schon als Pennäler hatte er seinen eigenen Kopf und verließ nach einem Streit mit seinem Lehrer vorzeitig und ohne Abschluss das Gymnasium.
"Ich bin zwar immer noch zu jeder Schandtat bereit, aber es gibt nichts, was mich interessieren könnte.“ (1)
Nach dem Weggang von Gymnasium steuerte Felmy auf die Erfüllung seines Kindheitstraums zu und sprach bei Hella Kaiser in Braunschweig vor. Doch Frau Kaiser wies ihn ab.
Danach versuchte er sich im Schlosser- und Buchdruckerhandwerk, sprach aber während dieser Zeit alle 14 Tage bei Hella Kaiser vor. Und seine Hartnäckigkeit wurde belohnt.
„Wer so hartnäckig zum Theater will, in dem muss doch was drinstecken.“ (2)
Von 1947 bis 1949 bekam er Schauspielunterricht bei Hella Kaiser und erhielt 1949 am Staatstheater Braunschweig sein erstes Engagement. Dort gab er als Arbeiter in Zuckmayers „Des Teufels General“ sein Bühnendebüt.
1953 wechselte er an das Stadttheater Aachen und von 1954 – 1956 nach Köln.
Nach Köln kamen die Talentsucher für den Herzog – Film „Der Stern von Afrika“. Doch während sich die Talentsucher in Köln aufhielten, war Felmy im Urlaub.
„Musste ich gerade jetzt in Urlaub gehen und nicht da sein, wenn Leute vom Film kommen?“ (3)
Die Leute vom Film nahmen jedoch Fotos von Felmy mit und luden ihn schließlich zu Probeaufnahmen nach Geiselgasteig ein. Felmy bekam zwar nicht die Hauptrolle, dafür gab er 1956 in „DER STERN VON AFRIKA“ als Jagdflieder Robert Franke sein Kinodebüt.
Felmy spielte darin einen Leutnant, der wenig Neigung zum Heldentum zeigt. Die skeptische junge Generation jener späten fünfziger Jahre konnte sich in dem jungen Schauspieler selbst gut wiedererkennen.
Während des Zweiten Weltkriegs fällt das junge Flieger-Ass Hans-Joachim Marseille (Joachim Hansen) durch Heldenmut auf. Als er sich in die Lehrerin Brigitte (Marianne Koch) verliebt, beginnt er jedoch am Sinn des Krieges zu zweifeln.
„Packendes Kriegsdrama.“ (4)

Schon mit seinem zweiten Film „HAIE UND KLEINE FISCHE“ schaffte Felmy 1957 den Durchbruch als Schauspieler.
Nach der Ausbildung auf einem Minensucher landen vier Seekadetten im U-Boot-Krieg. Unter ihnen ist Frischling Teichmann (Hansjörg Felmy), der sich ausgerechnet in die Frau des Flottillenchefs Wegener verliebt.
Als ihr U-Boot im Ärmelkanal von den Briten versenkt wird, rettet Teichmann seinem Vorgesetzten das Leben…
Die Rolle des Teichmanns tragt viele Züge von Felmy eigenen Wesen: das Aufbegehren gegen Ungerechtigkeit und Zwang oder Draufgängertum in Gefahr und Zivilcourage.
Danach stand der Schauspieler u. a. in Filmen wie „DAS HERZ VON ST. PAULI“ (1957) oder in „DER GREIFER“ (1957) an der Seite von Hans Albers vor der Kamera.
Mit Hildegard Knef spielte Felmy in „DER MANN, DER SICH VERKAUFTE“ (1958) und mit Ruth Leuweri in „EIN TAG, DER NIE ZU ENDE GEHT“ (1959) zusammen.

Seine wohl berühmteste Rolle hatte Hansjörg Felmy 1959 als Thomas Buddenbrook in den beiden Buddenbrooks – Verfilmungen, die beide zu Kassenschlagen an den Kinokassen wurden.
Mit großem Staraufgebot realisierte Verfilmung des epischen Romans von Thomas Mann. Erzählt wird die bewegte Geschichte der traditionsreichen Lübecker Unternehmerfamilie Buddenbrook. Der Vater drängt seine Tochter dazu, sich wider Willen mit einem einflussreichen Geschäftsmann zu vermählen.
Sohn Christian, ein Lebemann, der im Ausland Disziplin und Geschäftssinn lernen sollte, arbeitet zwar in der elterlichen Firma – jedoch ohne großen Ehrgeiz. Der älteste Sohn Thomas hingegen scheint die Tradition im Sinne des alten Patriarchen fortzuführen: Er heiratet standesgemäß und seine Frau bringt schon bald einen Erben zur Welt.
Nach dem Tod des Vaters übernimmt Thomas (Hansjörg Felmy) die Firmengeschäfte. Er überwirft sich jedoch mit Christian, der daraufhin in Hamburg ein eigenes Geschäft gründet. Der Niedergang der Familie scheint gleichwohl unaufhaltsam. Während Christian in einer Nervenklinik endet, stirbt Thomas' Sohn, der letzte Stammhalter der Buddenbrooks, an Typhus.
Auch Thomas stirbt auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn an einer zu spät erkannten Krankheit.
In den 1960er Jahren war Felmy vorwiegend in Kriminalfilmen wie „DER HENKER VON LONDON“ (1963),
Ein geheimes Gericht verurteilt im Namen der Gerechtigkeit vermeintliche Schwerverbrecher und richtet sie hin.
Und ein wahnsinniger Arzt trennt Frauen die Köpfe ab, um mit ihnen zu experimentieren.
Ein Inspektor von Scotland Yard, dessen Schwester einmal einem Sexualmord zum Opfer fiel, ermittelt in beiden Fällen.
Ihm zur Seite stehen seine Freundin, die Tochter eines pensionierten Richters, der für seine harten Urteile bekannt war, und ein gewitzter Reporter, der nicht der ist, der er zu sein scheint.

„DAS UNGEHEUER VON LONDON-CITY“ (1964), „NEBELMÖRDER“ (1964) oder „DAS 7. OPFER“ (1964) zu sehen.
Einer Mordserie um Schloss Mant fällt auch der Schlossherr selbst zum Opfer, der Rennstallbesitzer und ehemalige Richter Lord Mant.
Viele sind verdächtig, und jeder kann das nächste Opfer sein: der verschuldete Sohn des Lords, der davon profitiert, dass das Testament des Vaters verschwunden ist; der bestechliche Tierarzt, der Mants reizvolle Nichte Avril heiraten will; ein mieser Buchmacher, der Mants favorisiertes Pferd am Sieg beim bevorstehenden Derby hindern will und dessen Komplize vor vielen Jahren von Mant zum Tode verurteilt wurde; und selbst der Reverend und der Butler kommen als Täter in Frage.
Da greift der als exzentrischer Tiermaler getarnte Versicherungsdetektiv Peter Brooks (Hansjörg Felmy) ein, der sich mit seiner schlagkräftigen Kollegin auf Schloss Mant einquartiert und der ein Auge auf die hübsche Avril geworfen hat.
Danach zog sich Felmy nach und nach aus dem Filmgeschäft zurück, da er nicht auf einen Typ festgelegt werden wollte und ihm die Drehbücher nicht mehr gefielen.

1963 war er zudem in dem deutschen Western „DIE FLUSSPIRATEN VOM MISSISSIPPI“ zu sehen.
Ganz in Schwarz führt der Schurke Kelly (Horst Frank) eine Bande Outlaws an, die als Flußpiraten die Stadt Helena am Mississippi unsicher machen.
Für seine Untaten versucht Kelly sogar, die Cherokee-Indianer auf seine Seite zu ziehen. Als letzter Aufrechter stellt sich der neu gewählte Sheriff James Lively gegen die Bande – angetrieben von eigenen Rachegefühlen und dem Wunsch nach Frieden mit den Indianern.
1966 war er neben Paul Newman und Julie Andrews in dem Hitchcockfilm „TORN CURTAIN“ (Der zerrissene Vorhand) noch einmal im Kino zu sehen. Aber Angebote aus den USA lehnte er ab.
"Aber dann musst du immer dort sein. Und selbst dann bist du als Deutscher höchstens zweites Rad am Wagen." (5)

1971 mimte Felmy den Inspektor Craig in dem Edgar Wallace – Film „DIE TOTE AUS DER THEMSE“ und war damit in einer seiner letzten Kinorollen zu sehen.
Die Tänzerin Myrna Fergusson lässt sich als V-Frau für Scotland Yard bei einem Rauschgiftring einschleusen. Eine riskante Doppeltätigkeit, die Myrna mit ihrem Leben bezahlen muss.
Zusammen mit Inspektor Craig (Hansjörg Felmy) macht sich Danny Fergusson (Uschi Glas) auf die Suche nach dem Mörder ihrer Schwester. Schon bald gibt es weitere Leichen und einen Verdächtigen: Warum ist der schmierige Fotograf Armstrong (Vadim Glowna) immer vor der Polizei am Tatort?
Seine größte Popularität erreichte Felmy Mitte der 1970er Jahre mit der Figur des Essener Tatort-Kommissars Haferkamp.
Am 28. April 1974 flimmerte mit „ACHT JAHRE SPÄTER“ der erste Tatort mit Hansjörg Felmy über die bundesdeutschen Fernsehgeräte.
Sein lange vor "Colombo" erfundener zerknautschter Mantel, seine geschiedene TV-Frau Karin Eickelbaum sowie seine Bouletten verschafften ihm schnell einen Kultstatus und machten ihn unvergessen unter seinen Krimi-Kollegen.
„Doch später wurden die Drehtage immer weniger, und darunter litt – neben den nicht mehr so guten Büchern – auch die Qualität.“ (6)
Bis 1980 spielte er den nachdenklichen, gelegentlich muffeligen Tatort-Ermittler. Früher als andere erkannte Felmy jedoch die Gefahr, dass sich ein Gesicht schnell abnutzen kann.
"Früher sagten die Leute auf der Straße noch, 'Herr Felmy' zu mir, später hieß ich dann 'Haferkamp' und zum Schluss oft nur noch 'Herr Kommissar' - da denkt man schon ans Aufhören." (7)
Mit „SCHÖNES WOCHENENDE“ wurde am 16. November 1980 der letzte Tatort mit Felmy als Kommissar Haferkamp gesendet.
Nach seiner Zeit beim Tatort wirkte Felmy noch in mehreren Fernsehserien als Hauptdarsteller mit. So spielte er in „UNTERNEHMEN KÖPENICK“ (1985) den Feinkostfabrikanten Philipp Kelch und in „DIE WILSHEIMER“ (1987) den Bauunternehmer Jean Ziegler.
1990 mimte Felmy den Charly Kapitzki, die rechte Hand des Flughafenchefs, in der Fernsehserie „ABENTEUER AIRPORT“.
Seine letzte Hauptrolle hatte der Schauspieler als Paul Hagedorn in der Familienserie „HAGEDORNS TÖCHTER“ (1994).
„Wir haben während der Serie eine Vater-Tochter-ähnliche Freundschaft aufgebaut, die über die Serie hinausging“, sagte die Schauspielerin. Es habe auch in den letzten Jahren immer wieder „Kontakt zu Hannes gegeben.
Er war ein großartiger Schauspieler und Kollege, der mir Mut gemacht hat, bei der Schauspielerei zu bleiben.“ (8)
Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler arbeitete Felmy auch als Synchronsprecher. So lieh er seine Stimmer u. a. Jack Nicholson (u. a. Chinatown, Zeit der Zärtlichkeit und Sodbrennen), Steve McQueen (Getaway) und Roy Scheider (Der weiße Hai).
Doch Hansjörg Felmy konnte auch singen: In der Verfilmung des Musicals „Camelot“ (1967) sang und sprach er als deutsche Stimme von Franco Nero den Lancelot.

Felmy war in erster Ehe mit der Schauspielerin Elfriede Rückert verheiratet, mit der er viele Jahre auf der Nordseeinsel Amrum lebte. Aus dieser Ehe stammt sein Sohn Marcel.
Nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratete er 1986 seine langjährige Lebensgefährtin Claudia Wedekind.
Seit Mitte der 1990er Jahre litt Felmy unter Osteoporose und setzte sich aus gesundheitlichen Gründen zur Ruhe.
Hansjörg Felmy verstarb am 24. August 2007 in seinem Haus in Landshut.
(1) Hansjörg Felmy
(2) Hella Kaiser
(3) Hansjörg Felmy
(4) Cinema Online
(5) Hansjörg Felmy
(6) Hansjörg Felmy
(7) Hansjörg Felmy
(8) Anja Kling
© 2008 by Ingo Löchel
Bilder: Archiv des Autors
FILMOGRAPHIE
1. Der Stern von Afrika (1957)
2. Haie und kleine Fische (1957)
3. Das Herz von St. Pauli (1957)
4. Der Greifer (1958)
5. Herz ohne Gnade (1958)
6. Der Maulkorb (1958)
7. Wir Wunderkinder (1958)
8. Unruhige Nacht (1958)
9. Der Mann, der sich verkaufte (1959)
10. Menschen im Netz (1959)
11. Der Engel, der seine Harfe versetzte (1959)
12. Und ewig singen die Wälder (1959)
13. Rommel ruft Kairo (1959)
14. Buddenbrooks, Teil 1 (1959)
15. Buddenbrooks, Teil 2 (1959)
16. Ein Tag, der nie zu Ende geht (1959)
17. Die zornigen jungen Männer (1960)
18. Schachnovelle (1960)
19. Die Botschafterin (1960)
20. An heiligen Wassern (1960
21. Die Ehe des Herr Mississippi (1961)
22. Die Schatten werden länger (1961)
23. Das letzte Kapitel (1961)
24. Genosse Münchhausen (1962)
25. Die glücklichen Jahre der Thorwalds (1962)
26. Endstation 13 Sahara (1962)
27. Der Henker von London (1963)
28. Nebelmörder (1964)
29. Das Ungeheuer von London City (1964)
30. Die Flusspiraten vom Mississippi (1964)
31. Das 7. Opfer (1964)
32. An der Donau, wenn der Wein blüht (1965)
33. Torn Curtain/Der zerrissene Vorhang (1966)
34. Die Tote aus der Themse (1971)
35. Fluchtversuch (1976)
FERNSEHEN
TATORT (1974-1980, 20 Folgen, als Kommissar Heinz Haferkamp)
Acht Jahre später (28 April 1974)
Zweikampf (23 Juni 1974)
Der Mann aus Zimmer 22 (8 Dezember 1974)
Wodka-Bitter-Lemon (13 April 1975)
Die Abrechnung (8 Juni 1975)
Treffpunkt Friedhof (12 Oktober 1975)
Zwei Leben (14 März 1976)
Fortuna III (7 Juni 1976)
Abendstern (7 November 1976)
Spätlese (22 Mai 1977)
Drei Schlingen (28 August 1977
Das Mädchen von gegenüber (4 Dezember 1977)
Rechnung mit einer Unbekannten (23 April 1978)
Lockruf (2 Juli 1978)
Der Feinkosthändler (10 September 1978)
Die Kugel im Leib (14 Januar 1979)
Ein Schuß zuviel (14 Juni 1979)
Schweigegeld (18 November 1979)
Schußfahrt (1 Juni 1980)
Schönes Wochenende (16 November 1980)
ABENTEUER AIRPORT (8 Episoden, als Charlie Kapitzky)
Doppeltes Spiel (9 September 1990)
Der Coup (10 September 1990)
Das Attentat (17 September 1990)
Ein Koffer voller Dollar (24 September 1990)
Mogadischu-Mann (1 Oktober 1990)
Weißes Gift (8 Oktober 1990)
Der letzte Flug (15 Oktober 1990)
Diamantenlady (22 Oktober 1990)
Sonstige Fernsehauftritte
1. Flucht ohne Ausweg (1967)
2. Dem Täter auf der Spur (1 Episode, 1971)
3. Alexander Zwo (1972)
4. Treffpunkt Herz (1974)
5. Sonderdezernat K1 (1 Episode, 1975)
6. Klimbim (1 Episode, 1976)
7. Meine Frau erfährt kein Wort /1982
8. Rendezvous der Damen /1982
9. Urlaub am Meer/1982
10. Ein Fall für zwei (1 Episode, 1984)
11. Abgehört / 1984
12. Unternehmen Köpenick / 1985
13. Die Wilsheimer / 1986
14. Die Männer vom K3 (1 Episode, 1988)
15. Affäre Nachtfrost /1989
16. Faust (1 Episode, 1995)
17. Hagedorns Töchter / 1994