HALLO, HIER SPRICHT EDGAR WALLACE


Mitte der fünfziger Jahre gab es bei der Constantin-Film Pläne, eine deutsche Edgar Wallace-Serie im Kino zu starten.
Da aber Kriminalfilme zu dieser Zeit eher schlecht besucht wurden, fand sich zunächst kein Produzent, der das Risiko einer Wallace-Verfilmung eingehen wollte.

Doch 1959 entschied sich mit der dänischen Rialto – Film unter dem Produzenten Preben Philipsen eine Filmgesellschaft, mit „DER FROSCH MIT DER MASKE“ den ersten Edgar Wallace – Film für den deutschen Markt zu produzieren.
Als der Film in die Kinos kam, wurde er ein großer Überraschungserfolg und löste eine wahre Kriminalfilmwelle aus, die bis Ende der 1960er Jahre andauerte.

Der „FROSCH MIT DER MASKE“ versetzt London in Angst und Schrecken. Weder Inspektor Elk (Siegfried Lowitz) noch seinem Assistenten Sergeant Balder (Erwin Strahl) ist es bisher gelungen, den furchterregenden Verbrecher und seine Bande zu fassen.
Nach einem erneuten Juwelenraub und einem Mord durch die Froschbande, interessiert sich auch Richard Gordon (Joachim Fuchsberger), der Neffe von Scotland Yard-Chef Sir Archibald (Ernst Fritz Fürbringer) für den Fall.
Eine erste Spur führt ihn und seinen Butler (Eddie Arendt) zu dem mysteriösen John Bennet (Karl Lange) , der mit Sohn Ray und Tochter Ella in einem idyllischen Haus in der Nähe von London lebt.
Bald muss Gordon feststellen, dass die Bennets ins Fadenkreuz der Froschbande geraten sind, denn nicht nur er, sondern auch der Frosch selbst, hat ein Auge auf Ella geworfen.

„Wie die Handlung es verlangt, hat Harald Reinl mit unterkühlter Spannung inszeniert. Düstere Effekte holt eine im Düsteren schwelgende Kamera. Trockenhart knallen die knappen Dialoge. Im gutgeführten Ensemble ragen Siegfried Lowitz und Fritz Rasp heraus.“ (1)

 


„DER FROSCH MIT DER MASKE“ wurde ein Überraschungserfolg beim Kinopublikum und begründete den fast über ein Jahrzehnt anhaltenden Erfolg der Edgar-Wallace-Filme.

"HALLO, HIER SPRICHT EDGAR WALLACE!"  wurde zudem zum Markenzeichen der Filme, die sich in den 1960er Jahren zur längsten und kommerziell erfolgreichsten Serie des deutschen Kinos entwickelten und auch im Ausland als „GERMAN WALLACE WAVE“ Beachtung fanden.

Die Rialto Film erwarb nach dem Kinoerfolg von „DER FROSCH MIT DER MASKE“ rechtzeitig die Exklusivrechte fast aller Wallace-Romane, gründete eine deutsche Tochtergesellschaft und produzierte 32 der insgesamt 38 Wallace – Filme.

 

 

1960 folgte mit „DER ROTE KREIS“, der auf dem Roman „THE CRIMSON CIRCLE“ basiert, die zweite und letzte Edgar Wallace – Verfilmung, die von der dänischen Rialto produziert wurde.
Alle nachfolgenden Filme wurden von der gleichnamigen deutschen Tochtergesellschaft produziert.

DER ROTE KREIS versetzt London in Angst und Schrecken. Immer wieder werden wohlhabende Bürger erpresst.
Alle Opfer, die den Zahlungsaufforderungen nicht nachkommen oder die Polizei aufsuchen, werden ermordet. Am Tatort findet man stets einen Zettel mit einem roten Kreis.
Da Inspektor Parr (Karl-Georg Saebisch) von Scotland Yard, der mit der Mordserie betraut ist, in Sachen 'Roter Kreis' kaum weiterkommt und sich auch sein Chef Sir Archibald nicht mehr zu helfen weiß, wird Parr unter dem Druck der Öffentlichkeit der Privatdetektiv Derrick Yale (Klausjürgen Wussow) zur Seite gestellt. Eine heiße Spur führt zunächst zu Mr. Beardmore, der ebenfalls erpresst wird.

„Gerade das sanft Antiquierte der Wallace-Kriminalistik macht den Hauptreiz aus, jenes Überspannen des Spannungsbogens, jene Mystifikation des Verbrechens, jener wüste Nachttischlektürenzauber. Das Entfesselte ist's, was an Wallace fesselt.“  (2)

Auch für den Film „DER ROTE KREIS“ fanden die Dreharbeiten ausschließlich in Kopenhagen und Umgebung statt. Dennoch gelang es dem deutschen Filmteam die Stimmung der britischen Hauptstadt einzufangen.
Routiniert und mit guten Darstellern besetzt, legte auch dieser Film die Grundlage für die späteren Erfolge der Edgar Wallace - Reihe.
EDDI ARENDT, der später mehr für das komische Element zuständig war, spielte hier noch eine "halbwegs ernste" Rolle.

„Eine Filmunterhaltung, die auch das Licht der Tageskasse nicht zu scheuen braucht.“ (3)

„Stahlnetz-Regisseur Jürgen Roland, der 1960 mit ‚Der grüne Bogenschütze’ einen weiteren Edgar-Wallace-Film auf die Leinwand brachte, inszenierte den Gruselkrimi nach dem Roman ‚The Crimson Circle’ routiniert und ohne Effekthascherei.“  (4)

1960 folgte die dritte Wallace – Verfilmung „DER RÄCHER“, die allerdings nicht von der Rialto – Film produziert worden war.

Stattdessen hatte die Kurt – Ulrich – Film die Rechte an dem Wallace Roman "Der Rächer" (The Avenger) gekauft und nahm dieses Projekt selbst in Angriff.

 


In „DER RÄCHER“ geben die beiden Schauspieler HEINZ DRACHE und KLAUS KINSKI ihr Wallace – Debüt. Zwei Darsteller, die aus den späteren Filmen der Reihe quasi nicht mehr wegzudenken sind.

Ein offensichtlich geisteskranker Mörder übt an Verbrechern, die mangels Beweisen nicht verurteilt werden können, gnadenlose Selbstjustiz. Die Köpfe seiner Opfer schickt er mit einem Begleitschreiben in Kartons verpackt an Scotland Yard.
Als ein Beamter des Außenministeriums umgebracht wird, beauftragt Geheimdienstchef Major Staines den fähigen Detektiv Michael Brixan (Heinz Drache) mit gesonderten Nachforschungen.
Die erste Spur führt diesen zu einer Filmproduktion bei einem Schloss in der Nähe von Winchester.

 

Im selben Jahr kam mit „DIE BANDE DES SCHRECKENS“, basierend auf dem Wallace – Roman „THE TERRIBLE PEOPLE“, die nächste Rialto – Verfilmung in die deutschen Kinos.

Bei seiner Verhaftung in einer Londoner Bank erschießt der jahrelang gesuchte Scheckfälscher und Betrüger Clay Shelton einen Polizisten. Als er daraufhin wegen Mordes angeklagt wird und gehängt werden soll, veranlasst er als seinen letzten Wunsch das Erscheinen aller freiwillig oder unfreiwillig an seiner Verhaftung und Verurteilung beteiligten Personen, um ihnen seine Rache zu prophezeien.
Nach der Hinrichtung Sheltons sind diese Warnungen zunächst vergessen, bis Chefinspektor Long (Joachim Fuchsberger) nur knapp einem Mordanschlag entgeht.
Der Staatsanwalt, der Richter und der Henker werden bald darauf auf mysteriöse Weise umgebracht.
Bei weiteren Nachforschungen stößt Long auf geheimnisvolle Intrigen um die attraktive Nora Sanders, die bei Mrs. Revelstoke - ebenfalls auf Sheltons Todesliste - als Sekretärin beschäftigt ist...

„Woraus zu schließen ist, dass Regisseur Harald Reinl einen überaus spannenden Reißer gemacht hat, mit Pfiff und Schwung, milieusicher und mit todsicheren Überraschungen.“  (5)

„Harald Reinls Mischung aus Spannung und Witz wurde sogar in der Heimat von Edgar Wallace gelobt.“ (6).

 


1961 erschien „DER GRÜNE BOGENSCHÜTZE“ nach dem  Wallace – Roman „THE GREEN ARCHER“ mit Gert Fröbe, Klausjürgen Wussow und Karin Dor in den Hauptrollen.

Seit der Amerikaner Abel Bellamy den alten englischen Herrensitz Garre Castle erworben hat, treibt dort ein altes Gespenst - der grüne Bogenschütze - sein Unwesen. Als zwei Menschen von einem grünen Pfeil durchbohrt werden, befasst sich auch Inspektor Featherstone (Klausjürgen Wussow) von Scotland Yard mit der Geistererscheinung.
Dabei stößt er sowohl auf die hübsche Valerie als auch auf zahlreiche andere undurchsichtige Gestalten, die sich plötzlich für Bellamys dunkle Vergangenheit interessieren.

„Leichen gibt's genug - nur an der Qualität hapert's.“ (7)


(1) Filmblätter
(2) Süddeutsche Zeitung
(3) Hamburger Abendblatt
(4) Cinema Online
(5) Darmstädter Echo
(6) Cinema Onlime
(7) Frankfurter Rundschau


© 2007 by Ingo Löchel

Bilder: Archiv des Autors

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